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You are here: Home Lieder Heute scheid' ich, heute wand'r ich Edition B: Vertonung Friedrich Ernst Fesca 1822
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B. Heute scheid' ich, heute wand'r ich

(Vertonung Friedrich Ernst Fesca 1822)


Text: Friedrich Müller (1749–1825)
Melodie: Friedrich Ernst Fesca (1789–1826)

Scan der Editionsvorlage
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Soldaten-Abschied

1. Heute scheid' ich, heute wand'r ich,
keine Seele weint um mich.
Sind's nicht diese, sind's doch Andre,
die da trauern, wenn ich wandre:
holder Schatz, ich denk' an dich.
 
2. Auf dem Bachstrom hängen Weiden;
in den Thälern liegt der Schnee;
trautes Kind, dass ich muss scheiden,
muss nun unsre Heimath meiden,
tief im Herzen thut mir's weh.
 
3. Hundert tausend Kugeln pfeifen
über meinem Haupte hin!
Wo ich fall', scharrt man mich nieder,
ohne Klang und ohne Lieder,
Niemand fraget, wer ich bin. |[S. 3]
 
4. Du allein wirst um mich weinen,
Siehst du meinen Todesschein.
Trautes Kind, sollt' er erscheinen,
Thu' im Stillen um mich weinen
Und gedenk' auch immer mein.
 
5. Heb' zum Himmel unsern Kleinen,
Schluchz': nun todt der Vater dein!
Lehr' ihn beten! Gieb ihm Seegen!
Reich' ihm seines Vaters Degen
Mag die Welt sein Vater seyn.
 
6. Hörst? die Trommel ruft zu scheiden:
Drück' ich dir die weisse Hand!
Still' die Thränen! Lass mich scheiden!
Muss nun für die Ehre streiten,
Streiten für das Vaterland.
 
7. Sollt' ich unter freiem Himmel
Schlafen in der Feldschlacht ein:
Soll aus meinem Grabe blühen,
Soll auf meinem Grabe glühen
Blümchen süss: Vergiss nicht mein.


F. E. Fesca: Fünf deutsche Gesänge mit Begleitung des Piano Forte. Op. 27. Bonn und Cöln: N. Simrock o. J. [1822], S. 2f. (Nr. 1).
DVA: B 50619
(online greifbar unter: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/24645).

Dort folgende Angabe zum Textautor: "Mahler Müller."

Editorische Anmerkung:
Bald nach Erscheinen der "Fünf Gesänge" lobte in der "Allgemeinen Musikalischen Zeitung" ein anonymer Rezensent insbesondere Fescas Vertonung von Müllers "Soldaten-Abschied" als Musterbeispiel eines Liedes im "echten Volkstone": "Der Componist und seine Weisen sind den Freunden des Liedergesanges so bekannt; auch diese Lieder sind in Melodie und Harmonie völlig klar, einfach und angenehm. Das erste ist ein zweystimmiger Soldatenabschied im echten Volkstone. Die Melodie fliesst so natürlich, dass man versucht wird, sie andern bekannten ähnlich zu finden. Bey näherer Untersuchung liegt aber die Aehnlichkeit, wie oft, nur im Takt und Rhythmus, was oft nicht wohl zu vermeiden ist. Ja es giebt sogar recht gut gedichtete Volkslieder, die eine an Bekanntes streifende Weise schlechterdings verlangen, wenn die rechte Wirkung nicht verfehlt werden soll. Kann nun in solchem Falle der Componist einen falschen Ruhm verschmähen und sich schlicht an die Art des Dichters anschmiegen: so verdient er vielmehr dafür das grösste Lob, dass er das gewöhnlich Scheinende, aber Wirkende dem Ungewöhnlichen, oder auch Gezierten vorgezogen hat. Eben dadurch, dass man Originalität sich abzwingt und immer etwas Unerhörtes zu geben, sich abarbeitet, wird der gute Geschmack von Land und Leuten gejagt und die Wirkung des Gesanges verfehlt" (AMZ 25 [1823], Nr. 15 vom 9. April 1823, Sp. 238f.).
last modified 10.10.2012 11:27
 

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