Skip to content. Skip to navigation

Liederlexikon

Personal tools
You are here: Home Lieder Gute Nacht, du Sündenleben Edition D: Wolgadeutsche in Argentinien 1937
Document Actions

D. Gute Nacht, du Sünderleben

(Wolgadeutsche in Argentinien 1937)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1  2  3

Falschmünzerlied.

1. Gute Nacht, du Sünderleben!
Gute Nacht, du eitle Welt!
Dir will ich den Abschied geben,
weil ich machte falsches Geld.
 
2. Hätte ich in meiner Jugend,
liebe Eltern, euch gefolgt!
Keine Schuld darf ich euch geben,
denn ich habe nicht gewollt.
 
3. Lieber Bruder, was du denkest,
daß du mich verraten hast!
Es wird dich einst noch selber kränken,
weil ich trage große Last,
 
4. weil ich trage große Schmerzen,
weil ich trage Spott und Pein.
Doch verzeih ich dir von Herzen
deinen Zorn, o, Bruder, mein.
 
5. Nun ade, du falsche Seele.
Du bist ja, wie Kain war,
der auch seinen Bruder Abel
totgeschlagen ganz und gar.
 
6. Liebe Eltern, eure Klage
ist für mich der härtste Stich.
Meiner Gattin muß ich sagen:
lebe wohl, und denk an mich!
 
7. Nun adje, du ganze Gemeinde,
weil es war mein Aufenthalt.
Unter euch allen bin ich der einzige,
der verschickt wird, den Gott erhalt.
 
8. Ei, das verfluchte Geld auf Erden
ist die Ursach meiner Schuld,
daß ich gehn muß mit dem Mörder.
Gott, verleih mir nur Geduld![S. 72]
 
9. Ach, wie schön war ich erzogen
gerad von meiner Kindheit an.
In Ketten und Eisen muß ich reisen.
Gott, was hab ich nur getan!


Aufzeichnung aus mündlicher Überlieferung unter Russlanddeutschen in Argentinien durch Thomas Kopp, 1930er Jahre. Ediert in: Thomas Kopp: Rußlanddeutsches Liederbuch. Buenos Aires 1937, S. 71f.
DVA: V 1/10428, a

Dort folgende Anmerkung zur Entstehung des Liedes:
"Dieses 'Falschmünzerlied‘ beruht auf einem kolonistischen Ereignis: Ein Mann machte falsches Geld, wurde von seinem Bruder angezeigt und dann nach Sibirien verschickt. Falschmünzer soll es in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrere gegeben haben, besonders in der Kolonie Balzer. 'Es wurden in dieser Zeit so viele falsche Rubelscheine in Umlauf gebracht und an die Kirgisen abgesetzt, daß man kaltlächelnd die Scheine wieder zurücknahm, sobald einer den Betrug merkte.' (Schünemann)."


Editorische Anmerkung:
Diese paraphrasierte Beschreibung zur Entstehung des Liedes beruht auf zwei Kommentaren Georg Schünemanns zu "Gute Nacht, du Sünderleben" in: Das Lied der deutschen Kolonisten in Russland. München: Drei Masken 1923, S. 18, 410 (s. hierzu Edition B). Schünemanns Kommentar wiederum basiert in weiten Teilen auf den Ausführungen in Johannes Erbes und Peter Sinners wolgadeutschem Liederbuch (1914, s. Edition A).
last modified 27.12.2010 12:07
 

nach oben | Impressum