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You are here: Home Lieder Es waren zwei Waisenkinder Edition B: Rheinprovinz 1915
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B. Es waren zwei Waisenkinder

(Rheinprovinz 1915)


Text und Melodie: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1




1. Es waren zwei Waisenkinder,
Die ging[e]n zum Friedhof hin,
Sie knieten am Grabe der Mutter
und riefen mit lauter Stimm.
 
2. Ach Mutter, ach liebste Mutter,
gib uns ein Stücklein Brot,
Wir haben 'ne böse Stiefmutter
Und leiden bittre Not.
 
3. Da öffnete sich die Erde,
Der Deckel sprang von der Kist,
Sie nahm das jüngste der Kinder
Und drückt es an ihre Brust.
 
4. Dem ältesten gab sie ein Körbchen
Und sprach die Worte zu ihr:
Geh hin, du friedsames Mädchen
Und wandre von Tür zu Tür.


Liedaufzeichnung des Lehrers A. Gemmel in Kerpen (Eifel), Kreis Daun, im Jahr 1915.
DVA: A 52717


Editorische Anmerkung:
Die 1915 zur preußischen "Rheinprovinz" gehörende Gegend liegt heute in Rheinland-Pfalz (der frühere Kreis Daun wurde 2007 in "Landkreis Vulkaneifel" umbenannt).
Die früheste Aufzeichnung der Ballade in der "Rheinprovinz" stammt aus dem westfälischen Elberfeld (heute Wuppertal) und wurde dort 1908 vom bergischen Heimatforscher Otto Schell aufgezeichnet:

Es gingen zwei Waisenkinder,
Sie gingen den Kirchhof entlang;
Und als sie kamen wohl an das Grab,
Wo ihre Mutter lag:

Ach, herzgeliebte Mutter,
Ach, kehre doch bald zurück;
Wir haben jetzt eine Stiefmutter,
Die gönnt uns kein Krümchen Brot.

Das Grab, das tat sich öffnen,
Der Deckel, der sprang entzwei;
Sie nahm das jüngste wohl auf den Arm
Und drückt es an ihre Brust.

Dem Ält'sten gab sie ein Körblein:
"Geh hin vor der Leute Tür;
Und wenn sie dir etwas geben,
So sag ihnen: Gott lohn Euch dafür."

O[tto] Schell: Volkslieder aus dem Bergischen (Fortsetzung [Teil 3]). In: Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde 9 (1912), S. 188–207, hier S. 201 (Nr. 52); dort folgende Herkunftsangabe: "Mündlich aus Elberfeld 1908".

Möglicherweise hat Schell damals auch die Melodie zu dieser Ballade in Elberfeld aufgezeichnet. In der Einleitung seiner Sammlung "Volkslieder aus dem Bergischen" merkte er jedenfalls an: "Verschiedene Melodien zu den Liedern sind im Besitz des Verfassers, können aber hier leider nicht aufgenommen werden" (ebd. S. 10). Da die von Johannes Patock ebenfalls 1908 aufgezeichnete Melodie auch nicht erhalten ist (s. Edition A), stellt die oben vorliegende Aufzeichnung von Lehrer Gemmel die früheste erhaltene Quelle für die melodische Seite der Ballade dar.

Die Incipitvariante "Es gingen zwei Waisenkinder" (statt "Es waren zwei…"), die Otto Schell 1908 niederschrieb, findet sich im Rheinland gelegentlich auch noch in anderen Aufzeichnungen des Liedes aus mündlicher Überlieferung, ebenso in dem Liederbuch:
  • Wie eine Quelle. Volkslieder (zur Laute). Gesammelt und bearbeitet von [Maximilian Maria] Ströter und [Peter] Seifert. Vornehmlich am Niederrhein und im Bergischen Landes aufgezeichnet. M. Gladbach: Volksvereins-Verlag 1924 (Musik im Haus, Heft 37), S. 80 (Nr. 41).
last modified 15.08.2013 01:51
 

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