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C. Es wirbt ein schöner Knabe
(Liedeinlage Karl L. Immermann 1822)
Text: nach Achim von Arnim (1781–1831)
Bearbeitung: Karl Leberecht Immermann (1796–1840)
| 1. | Es wirbt ein schöner Knabe | |
| Da über'm breiten See | ||
| Um eines Königs Tochter: | ||
| Nach Freud' geschah ihm Weh! | ||
| 2. | Ach Knabe, lieber Buhle, | |
| Wie gern wär' ich bei dir! | ||
| So fließen nun zwei Wasser | ||
| Wohl zwischen mir und dir. | ||
| 3. | Das eine sind die Thränen, | |
| Das andre ist der See, | ||
| Es wird von meinen Thränen | ||
| Wohl tiefer noch der See. | ||
| 4. | Sie setzet in das Wasser | |
| Ein Licht auf leichtes Holz: | ||
| Das treibet Wind und Wasser | ||
| Zu ihrem Buhlen stolz. | ||
| 5. | Als der es aufgefangen, | |
| Er rief aus voller Brust: | | [S. 193] | |
| Mein Stern ist aufgegangen, | ||
| Ich schiff' ihm nach mit Lust! | ||
| 6. | Liegt er in ihrem Schooße? | |
| Sein Lichtlein ist hinab – | ||
| Liegt er im Wasserschlosse, | ||
| In einem kühlen Grab? | ||
| 7. | Im kühlen Wasserschlosse | |
| Da liegt der Buhle nicht: | ||
| Er ruht in ihrem Schooße, | ||
| Und züchtig losch das Licht! |
Karl Leberecht Immermann: Edwin [1820]. In: Ders.: Trauerspiele. Hamm, Münster: Schulz und Wundermann 1822, S. 192 f.
DVA: B 50673
(Digitalisat des Originals online greifbar)
Editorische Anmerkung:
In Immermanns Stück ist das Lied dem Liebespaar Rosalinde und Oswy in den Mund gelegt. Es eröffnet die Szene "Garten. Abenddämmerung" im ersten Aufzug des "Edwin", wobei zunächst Rosalinde die ersten sechs Strophen singt, während Oswy – er "springt aus dem Gebüsche, im Harnisch" – die letzte Strophe, die aus Immermanns Feder stammt, ergänzt. Mit Oswys anschließendem Gruß, "Guten Abend Liebchen!", wird die Liedeinlage in den darauffolgenden Dialog überführt. – Zu Immermanns Trauerspiel siehe Annette Hoffmann: Immermanns Edwin zwischen Literarizität und Zeitbezug. In: Carl Leberecht Immermann Circular Nr. 13, 1997, S. 14–29.
last modified
30.10.2013 05:19
