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You are here: Home Lieder Der Winter ist ein rechter Mann Edition E: Jugendliederbuch 1930
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E. Der Winter ist ein rechter Mann

(Jugendliederbuch 1930)


Text: Matthias Claudius (1740–1815)
Vertonung: Christoph Rheineck (1748–1797)
 

Scan der Editionsvorlage
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Ein Lied, hinterm Ofen zu singen

1. Der Winter ist ein rechter Mann,
kernfest und auf die Dauer;
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
und scheut nicht Süß noch Sauer.
War je ein Mann gesund, ist er's,
er krankt und kränkelt nimmer,
weiß nicht von Nachtschweiß noch Vapeurs
und schläft im kalten Zimmer.
 
2. Er zieht sein Hemd im Freien an
und läßt's vorher nicht wärmen
und spottet über Fluß im Zahn
und Kolik in Gedärmen.
Aus Blumen und aus Vogelsang
weiß er sich nichts zu machen,
haßt warmen Drang und warmen Klang
und alle warme Sachen.
 
3. Doch wenn die Füchse bellen sehr,
wenns Holz im Ofen knittert
und um den Ofen Knecht und Herr
wie Hände reibt und zittert,
wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht
und Teich und Seen krachen,
das klingt ihm gut, das haßt er nicht;
dann will er tot sich lachen.
 
4. Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
beim Nordpol an dem Strande;
doch hat er auch ein Sommerhaus
im lieben Schweizerlande.
Da ist er denn bald dort, bald hier,
gut Regiment zu führen;
und wenn er durchzieht, stehen wir
und sehn ihn an und frieren.


Volksliederbuch für die Jugend, Bd. 3 (Heft 11–14): Einstimmige Lieder mit Begleitung. Leipzig: C. F. Peters 1930, S. 220 (Nr. 695).
DVA: V 5/1900-3

Dort folgende Urheberangaben: Text "Matthias Claudius, 1782 (1740–1815)"; Vertonung "Christoph Rheineck, 1784 (1748–96 oder 97)".


Editorische Anmerkung:
Das "Volksliederbuch für die Jugend" wurde von einer vom Preußischen Kultusministerium berufenen Kommission unter der Federführung von Max Friedlaender zusammengestellt. Friedlaender hatte Rheinecks Vertonung von "Der Winter ist ein rechter Mann" schon in seiner Studie "Das deutsche Lied im 18. Jahrhundert" (Stuttgart und Leipzig 1902) ediert (Bd. 1/2, S. 309). Im Anhang des "Volksliederbuchs für die Jugend" wird zu Nr. 695 angemerkt: "Das Gedicht ist zuerst gedruckt in Matthias Claudius' 'Asmus omnia sua secum portans' 4. Teil, 1782 [recte: 1783]. Rheinecks Komposition erschien in seiner 'Dritten Lieder-Sammlung', Memmingen 1784, S. 25 (Originaltonart B-Dur). Rheineck, der 'Gastgeber [Gastwirt] zum weißen Ochsen in Memmingen' war ein für volkstümliche Melodien begabter Komponist, dessen eingängliche, hübsche Weisen seinen Liedern eine Zeitlang Verbreitung sicherten. […] Die eigensinnigen, unmittelbar aufeinanderfolgenden fortes und pianos [in 'Der Winter ist ein rechter Mann'] erinnern an Neefes Art und die ersten Bonner Klavier- und Gesangskompositionen des 13- und 14jährigen Beethoven aus den Jahren 1783–84."
 
last modified 25.06.2013 11:49
 

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