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Der weisse und der rote Fuchs, die gingen einst zu jagen


"Der weisse und der rote Fuchs" ist lediglich als singuläre Aufzeichnung überliefert. Das in den 1920er Jahren in der russlanddeutschen Siedlung "Kolonie Helenendorf" in Aserbaidschan aufgezeichnete Lied erzählt von einer lokalen Begebenheit: einem Geflügeldiebstahl im Dorf.

I. Aserbaidschan war zum Zeitpunkt der Aufzeichnung Teil der Transkaukasischen SFSR der Sowjetunion. Der russische Germanist und Philologe Viktor Schirmunski hat den Liedtext während einer Feldforschungsreise im damaligen Transkaukasien im Sommer 1928 schriftlich festgehalten und dazu notiert, dass der Text in der Kolonie Helenendorf verfasst worden sei und das Lied nach wie vor zum aktiven dörflichen Liedrepertoire gehöre (Edition A). Es greife ein Ereignis auf, das im Dorf stattgefunden habe; die beiden besungenen – aber nicht namentlich genannten – Protagonisten seien reale Personen und lebten noch. Näheres zur Entstehung des Liedes ist nicht bekannt.

II. Besungen wird ein aufgeflogener Geflügeldiebstahl. Die involvierten Personen werden nur mit Spitznamen erwähnt. Zwei Männer – "der weisse und der rote Fuchs" – stehlen und schlachten den Hahn des "Sultans". Anschließend finden sich die Diebe im Haus des "Roten" ein. Beim "Weissen" zu Hause wäre die Mutter misstrauisch geworden, beim "Roten" dagegen ist die Luft rein. Dort wird mit der Zubereitung des Tieres begonnen und fröhlich gezecht. Die Beiden sind allerdings bei ihrem Raubzug beobachtet worden und werden noch in derselben Nacht festgenommen. Zur Strafe müssen sie gemeinnützige Arbeit für das Dorf verrichten. In der letzten Strophe wird die Tat moralisch bewertet. Die beiden Geflügeldiebe gelten als "in Schande" gekommen. Der unbekannte Textautor vertritt jedoch die Meinung, dass dies als Strafe für solch ein Delikt noch zu milde sei.

III. Zur Verbreitung und Tradierung des Liedes fanden sich bislang keine weiteren Belege. Aufgrund seiner lokalspezifischen Thematik war es wahrscheinlich nur begrenzt verbreitet, möglicherweise nur in der Ortschaft, in der sich die Begebenheit zugetragen hat. Während der stalinistischen Ära, in den späten 1930er Jahren, wurden die deutschen Siedler Helenendorfs vertrieben und deportiert. Ob sich das Lied über diese Zeit hinaus erhalten hat, ist nicht bekannt.

INGRID BERTLEFF
(November 2008)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: —
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Phonogrammarchivs St. Petersburg (IRLI) und des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Ingrid Bertleff: Der weisse und der rote Fuchs, die gingen einst zu jagen (2008). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/der_weisse_und_der_rote_fuchs/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 16.09.2013 12:40
 

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