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Das schönste Land in Deutschlands Gauen


Der Lobgesang auf "Das schönste Land in Deutschlands Gauen" ist mit seiner im Text beschworenen Sozialidylle ein typisches Heimatlied aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ursprünglich stammt es aus Sachsen, wurde dann aber auch für verschiedene andere deutsche Regionen als Landeslob adaptiert. In der Zeit der Jahrhundertwende weit verbreitet, fungierte es primär als beliebtes soldatisches Marschlied. Besonderen Erfolg hatte es in Baden, wo es sich zu einer noch heute mit Inbrunst gepflegten Heimathymne entwickelt hat. Diese badische Karriere des Liedes im 20. Jahrhunderts führte dazu, dass es in jüngster Zeit nurmehr als "Badnerlied" bekannt ist.

I. Entstanden ist das Lied vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts; der erste bislang bekannte Beleg als "Sachsenlied" stammt aus der Zeit um 1857 (Edition A). Die frühzeitig ausgebildete Incipitvariante "Das schönste Land auf Deutschlands Auen" blieb auf Sachsen beschränkt, wo das Lied im ausgehenden 19. Jahrhundert auch in repräsentativen Liederbüchern als exponiertes Landeslob erschien (Edition B).

II. Zeitgleich fand das Lied auch in anderen Regionen Resonanz und sein Text wurde den jeweiligen landesspezifischen Gegebenheiten angepasst, hauptsächlich in Bayern (Edition C), Baden (Edition D) und der Pfalz (Edition E). In allen Ländern – auch in Sachsen – fand das Lied bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges vor allem im soldatischen Milieu Verwendung.

III. Die heute noch bekannteste regionale Variante, das "Badnerlied", ist wahrscheinlich zwischen 1870 und 1885 entstanden. Es wurde zunächst offenbar nur mündlich tradiert und erschien erstmals 1906 im Druck (Edition D). Seine erste große Popularitätswelle erlebte das Lied hier in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Dass zeitgleich auch in Württemberg eine schwäbische Variante des Liedes verbreitet war (Edition F), hat die Badener damals offenkundig nicht weiter gestört.

IV. Während das Lied im 20. Jahrhundert in Sachsen, Bayern und den anderen Regionen an Stellenwert verlor, etablierte es sich im Badischen zunehmend und begleitete als eine Art inoffizielle Landeshymne auch zentrale Stationen badischer Geschichte: die Volksabstimmung über die Vereinigung von Baden und Württemberg 1951 (Edition G) ebenso wie die Anti-AKW-Bewegung am Kaiserstuhl (Edition I; mit Liedzitat "Üb immer Treu und Redlichkeit" in Strophe 5). Heute erfreut sich das "Badnerlied" im Umfeld südwestdeutscher Fußballstadien besonderer Beliebtheit und hat in jüngerer Zeit zahlreiche Neu- und Umdichtungen hervorgebracht. Dazu zählen auch die verbreiteten anti-schwäbischen Zusatzstrophen, deren teilweise aggressive Affekte freilich bis in die Zeit der Nachkriegspropaganda gegen einen gemeinsamen Südweststaat 1951 zurückreichen (Edition H).

ECKHARD JOHN
(Februar 2006)



Literatur
  • Waltraud Linder-Beroud: Wie badisch ist das Badnerlied? Zur Geschichte der Landeshymnen in Baden und Württemberg. In: Volkslied – Hymne – politisches Lied. Populäre Lieder in Baden und Württemberg. Hrsg. von Eckhard John. Münster 2003 (Volksliedstudien 3), S. 54–95.


Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: etliche Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: verschiedentlich in Gebrauchsliederbüchern, sehr viele sonstige Rezeptionsbelege (vor allem zum Badnerlied im 20. Jahrhundert)
  • Bild-Quellen: gelegentlich auf Liedpostkarten
  • Tondokumente: in begrenztem Maße (unter 25)
Berücksichtigt werden hier nur Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Eckhard John: Das schönste Land in Deutschlands Gauen (2006). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/das_schoenste_land_in_deutschlands_gauen/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 12.09.2012 11:11
 

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