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Das Lieben bringt groß Freud


Das bis heute populäre Lied "Das Lieben bringt groß Freud" ist in der mündlichen Überlieferung des 19. Jahrhunderts in unterschiedlichen Fassungen belegt. Herkunft und Urheber des Liebesliedes sind nicht bekannt. Eine 1827 von Friedrich Silcher vorgelegte Bearbeitung setzte sich in Gebrauchsliederbüchern der Folgezeit allgemein durch.

I. "Das Lieben bringt groß Freud" wurde erstmals von Friedrich Silcher (1789–1860) veröffentlicht. Er bearbeitete ein vermutlich schon länger verbreitetes Volkslied unbekannter Verfasserschaft und gab es 1827 heraus ("Volkslieder für vier Männerstimmen" op. 8, Nr. 9; Edition A). Der Inhalt der drei Strophen kreist um die Bindung zweier Liebender. Das lyrische Ich, ein junger Mann, erzählt, dass sein "Schätzelein" ihm einen Brief geschrieben habe, sie wolle sich seiner Treue vergewissern. Als Antwort schickt er ihr daraufhin ein "Sträusselein" aus Rosmarin und "Nägelein" (Nelken). Der hellblau blühende Rosmarin steht für Liebe und Treue, weshalb er häufig Bestandteil von Brautkränzen war, die braunen Gewürznelken galten als Aphrodisiakum und wurden als Metapher für Liebe, Verlobung und Ehe angesehen. Die Blumengabe des jungen Mannes ist somit Zeichen seiner dauerhaften Treue zu ihr. Zu einer Trennung kann es jetzt nur noch durch Gott bzw. das Schicksal kommen, wenn die beiden (durch den Tod) voneinander getrennt werden (Str. 3).

II. In Silchers "Volksliedern für vier Männerstimmen" wurde dem Lied "Das Lieben bringt groß Freud" eine schwäbische Herkunft zugeschrieben (s. Anmerkungen zu Edition A). Bekannt war es seinerzeit jedoch auch in anderen Regionen Deutschlands, wobei die überlieferten Belege gegenüber der von Silcher publizierten Text- und Melodiefassung teilweise deutliche Abweichungen aufweisen. So findet sich "Das Lieben bringt groß Freud" im zweiten Teil der von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio herausgegebenen Sammlung "Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen" (Berlin 1840, Nr. 160) in einer varianten, vierstrophigen Fassung aus Lothringen. Franz Wilhelm von Ditfurth teilt in seiner Sammlung "Fränkische Volkslieder" (1855) zwei Aufzeichnungen des entsprechenden Liedtyps aus mündlicher Überlieferung mit, die fünf bzw. sechs Strophen umfassen (Edition B, Nr. 1 u. 2) und einige markante inhaltliche Unterschiede zu Silchers Liedversion aufweisen. In der zweiten Strophe der beiden fränkischen Belege erläutert der verliebte junge Mann, weshalb er seinem "Mägdelein" verfallen ist: "Sie hat ein goldgelb's Haar, / dazu zwei Aeug'lein klar; / hat sie mit ihrem Rosenmund, / aus lauter Lieb' mein Herz verwund' / es brennt, es brennt, es brennt wie Feuer gar" (Edition B, Nr. 1; Nr. 2 mit anderem Wortlaut). Differenzen gibt es auch hinsichtlich von Richtung und Form der Treuebekundungen: "Ein Brieflein schrieb sie mir, / sie wollt' treu bleiben mir; / dabei schickt sie ein Sträußelein / von Veilchen und Vergißnichtmein, / das schickt, das schickt sie mir" (Edition B, Nr. 2).

III. Ab den 1840er Jahren fand "Das Lieben bringt groß Freud" in der Text- und Melodiefassung Silchers zunehmend Verbreitung. Durch Aufnahme in das "Allgemeine Deutsche Kommersbuch" (1. Aufl. 1858), das Silcher mit herausgab, wurde "Das Lieben bringt groß Freud" zum Studentenlied, stark verankert war "Das Lieben bringt groß Freud" auch im Milieu der Männerchöre. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Lied von der Wandervogel-Bewegung aufgegriffen; in vielen ihrer Liederbücher ist "Das Lieben bringt groß Freud" enthalten, auch im einflussreichen "Zupfgeigenhansl" (Edition C). In der Zeit des Nationalsozialismus blieb das Lied allgemein beliebt (Aufnahme in Liederbücher u. a. der SA und SS, daneben zugleich in ein handschriftliches Liederbuch von Häftlingen des KZ Sachsenhausen ["Das Lagerliederbuch", Repr. Dortmund 1980]). Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde "Das Lieben bringt groß Freud" breit rezipiert.

IV. Die Popularität von "Das Lieben bringt groß Freud" im 20. Jahrhundert lässt sich nicht nur an der hohen Zahl von Veröffentlichungen in Gebrauchsliederbüchern ablesen. Belegt sind auch illustrierte Liedpostkarten (Abb. 1) und viele Tonträgeraufnahmen. Außerdem bildete das Lied Grundlage von Parodien. So dichtete der Satiriker Dieter Höss "Das Lieben bringt groß Freud" in ein "Berufs-Liebeslied" um (erschienen 1967), in dem es um Frauen geht, die ihre Männer nach den finanziellen Zuwendungen auswählen, die sie ihnen bieten. Höss hat den Text in einer Weise bearbeitet, die das Original noch gut erkennen lässt. Aber anders als dort geht es hier nicht um echte Liebe, sondern um käufliche, bei der die Gefühle zweitrangig sind (Edition D).

FRAUKE SCHMITZ-GROPENGIESSER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(April 2013)



Editionen und Referenzwerke

Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: zahlreiche Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: vereinzelt auf Flugschriften, überaus häufig in Gebrauchsliederbüchern, etliche sonstige Rezeptionsbelege
  • Bild-Quellen: gelegentlich auf Liedpostkarten
  • Tondokumente: sehr viele Tonträger (über 200)
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Frauke Schmitz-Gropengiesser: Das Lieben bringt groß Freud (2013). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/das_leben_bringt_gross_freud/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 31.12.2013 04:39
 

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