Skip to content. Skip to navigation

Liederlexikon

Personal tools
You are here: Home Lieder Brüder, zur Sonne, zur Freiheit Edition C: Arbeiter-Sängerbund 1929
Document Actions

C. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit

(Arbeiter-Sängerbund 1929)


Text und Musik: Hermann Scherchen (1891–1966)
(Melodie nach dem russischen Revolutionslied "Smelo tovarišči v nogu")

Scan der Editionsvorlage
 1  2  3  4




Brüder zur Sonne

1. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit,
Brüder, zum Lichte empor!
Hell aus dem dunklen Vergangenen
leuchtet nun Zukunft hervor!
 
2. Seht, wie der Zug von Millionen
endlos aus Nächtigem quillt,
bis eurer Sehnsucht Verlangen
Himmel und Nacht überschwillt.
 
3. Brüder, in eins nun die Hände,
Brüder, das Sterben verlacht:
Ewig der Knechtschaft ein Ende,
heilig die letzte Schlacht!


Deutscher Arbeiter-Sängerbund: Männer-Chöre ohne Begleitung. Gesammelt von Alfred Guttmann. Partitur. Berlin: Verlag des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes 1929, S. 150f (Nr. 45) und S. 831.
DVA: V 3/5852, a

Dort folgende Herkunftsangaben: zum Text: "Hermann Scherchen (geb. 1891)", zur Musik: "Russische Volksweise. Bearbeitung von Hermann Scherchen (geb. 1891)".


Editorische Anmerkung
Die Ausgabe enthält folgende Anweisungen zur Aufführung:
"3 Strophen! Das erste Mal pp, steigern bis mf beim Einsatz der 2. Strophe, und das dritte Mal dann triumphierend in leuchtendem ff. – Es wird dringend davor gewarnt, eine vierte Strophe anzufügen, wie es vielfach 'Mode' ist. Der gesamte künstlerische und musikalische Aufbau wird dadurch vernichtet!"
Die vehemente Abgrenzung des (sozialdemokratisch dominierten) Arbeiter-Sängerbundes gegen die Verwendung einer "vierten Strophe" bei diesem Lied bezog sich auf die (damals vor allem im kommunistisch orientierten Milieu verbreitete) Praxis, die Strophen "Brecht das Joch der Tyrannen" oder "Brüder ergreift die Gewehre" noch ergänzend anzuhängen; siehe dazu Edition D.1 und Edition Edition D.3 (Str. 1).

Wie die hier intendierte Liedinterpretation, mit ihrer Steigerung von pianissimo bis forte, seinerzeit geklungen hat, vermittelt beispielhaft eine Schellack-Platte mit dem „Berliner Schubert-Chor“ (Dirigent: Walter Hänel) aus dem Jahr 1927 (Homocord 4-2349). Diese Aufnahme wurde verschiedentlich wiederveröffentlicht, zuletzt im Rahmen der CD-Edition: "Dass nichts bleibt, wie es war!" 150 Jahre Arbeiter- und Freiheitslieder. Teil 1: 1844–1918. Hambergen: Bear Family Records BCD 16917 CP (2009), CD 3, Track 22.

Im Anmerkungsteil des Liederbuches kommentierte Alfred Guttmann die Herkunft des Liedes (S. 831) wie folgt:
"Die Melodie dieses Chores ist keineswegs typisch für russische Musik. Das Stück ist von Scherchen aus Rußland, wo er es als Gefangener während des Krieges gehört hat, mitgebracht worden und hat sich in Deutschland sehr schnell eingebürgert. Ich vermute, dass es erst aus Westeuropa nach Rußland gekommen ist und dort in zersungener Form verbreitet wurde. […] Es ist hier zu einem neuen Volkslied geworden, das unter dem irreführenden, weil viel zu eng-umgrenzenden Titel:"Rotgardistenmarsch" viel gesungen wird."
Guttmanns Spekulation zur Melodiegeschichte lassen sich nicht verifizieren (siehe dazu den liedgeschichtlichen Kommentar zu "Smelo tovarišči v nogu;). Indes ist augenfällig, dass Scherchen die russische Melodie (vor allem den Liedbeginn) leicht bearbeitete; dazu im Einzelnen Eckhard John: "Brüder zur Sonne zur Freiheit". Zur Topographie des politischen Liedes im 20. Jahrhundert. In: Good-Bye Memories? Lieder im Generationen¬gedächtnis des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Barbara Stambolis, Jürgen Reulecke. Essen 2007, S. 51–77, hier S. 60.

Scherchens Chorsatz war in den 1920er Jahren beim Deutschen Arbeiter-Sängerbund auch als Separatdruck erschienen:
  • Hermann Scherchen: Zwei russische Volksgesänge: Rotgardistenmarsch, Trauermarsch (aus dem Jahre 1905). Berlin: Verlag des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes Nr. 1152 a/b (Fassung für gemischten Chor), und Nr. 1153 a/b (Fassung für Männerchor).
Der 1921 im Selbstverlag erschienene Erstdruck seiner Chöre (laut: Bibliographie der deutschen Arbeiterliedblätter 1844–1945. Hrsg. Inge Lammel. Leipzig 1975, Nr. 1880) scheint nicht mehr greifbar zu sein.
 
last modified 30.10.2013 04:46
 

nach oben | Impressum