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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Ausgelitten, ausgerungen Edition D: Liederbuch 1978
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D. Ausgelitten, ausgerungen

(Liederbuch 1978)


Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874)
Melodie: nach "Guter Mond du gehst so stille" 
 





Ausgelitten, ausgerungen

1. Ausgelitten, ausgerungen
hast du endlich, deutsches Herz –
gut, daß er einmal verklungen,
dieser deutsche Freiheitsmärz!
Gut, daß wir geworden kühler,
wie es zum Dezember passt.
Unsre freiheitstrunknen Wühler
waren uns von je verhaßt.
 
2. Gut, daß wir jetzt ohne Zittern
nehmen jedes Blatt zur Hand,
uns das Leben nicht verbittern
um das liebe Vaterland.
Gut, daß möglich ist geworden,
wie's zur guten Zeit doch war,
zu erhalten einen Orden
oder einen Titel gar. |[S. 265]
 
3. Gott sei Dank, daß alles wieder
nun zur Ordnung kehrt zurück:
Nur vom Throne träufelt nieder
wie vom Himmel Heil und Glück.
Weg mit allen Barrikaden!
Weg mit aller Bürgerwehr!
Hoch der Herr "von Gottes Gnaden"!
Hoch sein sieggewohntes Heer!
 
4. Mit der Friedenspfeif im Munde
geht's ins Bierhaus auf die Wacht,
trinkt man bis zur Bürgerstunde,
und dann – Freiheit, gute Nacht!


Es wollt ein Bauer früh aufstehn... 222 Volkslieder. Herausgegeben und bearbeitet von "Zupfgeigenhansel" Thomas Friz und Erich Schmeckenbecher. Dortmund: pläne 1978, S. 264f.
DVA: V 1/4165

Dort folgende Herkunftsangabe: "Text: Hoffmann v. Fallersleben".


Editorische Anmerkung:
Takt 7 ist in der Vorlage fälschlich mit einem Achtel zu viel notiert. In der vorliegenden Edition wurde die Notation in Analogie zu "Guter Mond" korrigiert; möglich wäre jedoch auch:
Ausge_dx_111124.jpg

Den Lieddruck begleitete folgende Anmerkung zum historischen Hintergrund:
  Am 5. Dezember 1848 erscheint im preußischen 'Staatsanzeiger' folgende Verordnung: Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen etc. haben auf dem beifolgenden Bericht Unseres Staatsministeriums über die letzten Sitzungen der zur Vereinbarung der Verfassung berufenen Versammlung zu Unserem tiefen Schmerz die Überzeugung gewonnen, daß das große Werk, zu welchem diese Versammlung berufen ist, mit derselben, ohne Verletzung der Würde unserer Krone und ohne Beeinträchtigung des davon unzertrennlichen Wohles des Landes nicht länger fortgeführt werden kann.
Wir verordnen demnach, auf Antrag Unseres Staatsministeriums, was folgt:
1. Die zur Vereinbarung der Verfassung berufene Versammlung wird hierdurch aufgelöst.
2. Unser Staatsministerium wird mit der Ausführung dieser Verordnung beauftragt.
Die Regierung oktroyierte dem Volk eine den Junkern genehme Verfassung. Die rechtlich gewählte Konstituierende Versammlung dagegen wurde aufgelöst. Hoffmann v. Fallersleben setzte dazu einen Spruch aus Proph. Daniel 11.36: Und der König wird tun, was er will." (S. 265)
 
Weitere Abdrucke von "Ausgelitten, ausgerungen" nach 1945 finden sich in:
Kasimir Edschmid (Hrsg.): 150 Jahre Deutsche Freiheitsrufe. Vom Wiener Kongress 1815 bis zu Bundespräsident Heuss. Frankfurt/Main und Berlin 1965, S. 105f.
Klaus Kuhnke (Hrsg.): Die alten bösen Lieder. Lieder und Gedichte der Revolution von 1848. Ahrensburg 1969 (Damokles Songbuch 6), S. 59f.
Thomas Rothschild (Hrsg.): Von großen und von kleinen Zeiten. Politische Lyrik von den Bauernkriegen bis zur Gegenwart. Frankfurt am Main 1981, S. 112.
Alexander Lipping und Björn Grabendorff (Hrsg.): 1848. Der Deutsche macht in Güte die Revolution. Texte und Noten. Frankfurt am Main 1982, S. 148.
Ulrich Otto: Die historisch-politischen Lieder und Karikaturen des Vormärz und der Revolution von 1848/1849. Köln 1982, S. 483f.
last modified 14.12.2011 01:31
 

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