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Liederlexikon

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A. Aus der Jugendzeit

(Erstdruck 1831)


Text: Friedrich Rückert (1788–1866)
 

Scan der Editionsvorlage
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Aus der Jugendzeit

1. Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit,
Klingt ein Lied mir immerdar;
O wie liegt so weit, o wie liegt so weit,
Was mein einst war!
 
2. Was die Schwalbe sang, was die Schwalbe sang,
Die den Herbst und Frühling bringt;
Ob das Dorf entlang, ob das Dorf entlang,
Das jetzt noch klingt?
 
3. "Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
Waren Kisten und Kasten schwer;
Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
War alles leer." |[S. 183]
 
4. O du Kindermund, o du Kindermund,
Unbewußter Weisheit froh,
Vogelsprachekund, vogelsprachekund
Wie Salomo!
 
5. O du Heimathflur, o du Heimathflur,
Laß zu deinem heil’gen Raum
Mich noch einmal nur, mich noch einmal nur,
Entfliehn im Traum!
 
6. Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
War die Welt mir voll so sehr;
Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
War alles leer.
 
7. Wohl die Schwalbe kehrt, wohl die Schwalbe kehrt,
Und der leere Kasten schwoll;
Ist das Herz geleert, ist das Herz geleert,
Wirds nie mehr voll.
 
8. Keine Schwalbe bringt, keine Schwalbe bringt
Dir zurück wonach du weinst;
Doch die Schwalbe singt, doch die Schwalbe singt
Im Dorf wie einst: |[S. 184]
 
9. "Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm,
Waren Kisten und Kasten schwer;
Als ich wieder kam, als ich wieder kam,
War alles leer."


Musenalmanach für das Jahr 1831. Hrsg. von Amadeus Wendt. Leipzig: Weidmann 2 (1831), S. 182–184.
DVA: B 50334

Dort folgende Autorangabe: "Fr. Rückert".


Editorische Anmerkung:
Siehe dazu auch die historisch-kritische Rückert-Ausgabe: Friedrich Rückert: Gedichte von Rom und andere Texte der Jahre 1817–1818. Bearb. von Claudia Wiener. Göttingen: Wallstein, S. 342f. (Friedrich Rückerts Werke. Historisch-kritische Ausgabe. 'Schweinfurter Edition'). Dort wird der Text ebenfalls nach dem Erstdruck ediert.
Rückert zitiert zweimal einen im deutschen Sprachgebiet weit verbreiteten Kindervers:

wenn ich wegzieh, wenn ich wegzieh,
sind Kisten und Kasten voll!
wann ich wieder komm, wann ich wieder komm,
ist alles verzehret!
Altdeutsche Wälder. Hrsg. durch die Brüder Grimm. 2. Band. Cassel: Thurneissen 1815, S. 88.

Jacob Grimm, der den "Schwalben-Spruch" in seiner Sammlung "Altdeutsche Wälder" zitiert, merkt an, dass dieser aus mündlicher Überlieferung stammende Vers den Gesang der Schwalben nachahme: "das letzte Wort wird gezogen". Für weitere Varianten des Schwalbenspruchs aus Oberschlesien, Thüringen, Westfalen, dem Lippischen Land, Bremen, Hessen und Oberbayern vgl. Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. Volksüberlieferungen aus allen Landen deutscher Zunge, gesammelt, geordnet und mit Angabe der Quellen, erläuternden Anmerkungen und den zugehörigen Melodien von Franz Magnus Böhme. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1897, S. 218f.

Ein Faksimile von Rückerts Autograph ist enthalten in dem 1935 erschienenen Band "Deutsche Gedichte in Handschriften":








Deutsche Gedichte in Handschriften. [Hrsg. Anton Kippenberg.] Leipzig: Insel [1935], Nr. 27.
DVA: L 2a/10
last modified 31.08.2011 03:05
 

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