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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Ach, lieber Gott, wie schwer die Zeit Edition A: Ukraine 1927
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A. Ach, grosser Gott, wie schwer die Zeit

(Ukraine 1927)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1  2

Kriegslied.

1. Ach, grosser Gott, wie schwer die Zeit,
Die du uns jetzt hast vorbereit.
Wir bitten dich um Gnadenzeit,
Die du uns schnell vom Krieg befreit.
 
2. Ach, lieber Gott, ich tue Buss',
Weil ich jetzt Abschied nehmen muss,
Von meinem Weib und Kinderlein,
Von Eltern und Geschwistern mein.
 
3. Ihr Lieben1) daheim, denkt an mich,
Was für ein Herzeleid hab ich
Mir um euch Lieben schon gemacht,
Weil ich jetzt schon muss vor die Schlacht.
 
4. Der liebe Gott hat mich gesandt
Zu streiten für das Vaterland
Bis auf den letzten Tropfen Blut,
Er macht's mit meinem Ende gut.
 
5. Jetzt muss ich bald im Kriege gehn,
Wo viele meine Brüder stehn;
Wo viel' zu Tod und viel' verwund't
Im Schlach[t]feld liegen und gehn zu Grund.
 
6. Nun, liebe Eltern, zum Beschluss,
Weil ich jetzt Abschied nehmen muss.
Jetzt nehm' ich von euch all' adje,
Gott weiss, ob wir uns wiedersehn.
 
7. Ach, liebe Frau, wie schwer war's mir,
Als ich den Abschied nahm von dir,
Und von den lieben Kindern mein.
Gott muss jetzt euer Vater sein!
 
8. Ach, lieber Gott, ich bitte dich
Beschütze und behüte mich!
Der Feind der ist schon ganz zu nah,
Wir gehen mit ihm auf Hurra.
 
9. Es ruft das ganze Volk mit mir,
Aus vollem Hals hinauf zu dir:
Ach, lieber Gott, wann kommt der Tag
Da dieser Schreck ein Ende hat.


Aufgezeichnet in der Kolonie Schöntal, Kreis Saporoschje (Ukraine) im Jahr 1927 durch Alfred Ström; Gewährsperson nicht genannt.
DVA: DVL – M 8, Nr. 3
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104 – 12 – 29, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.

Dort folgende Erläuterung zur Fußnote:
1) Hndschr. – Ich liebe [mit "hndschr." ist die handschriftliche Vorlage des maschinenschriftlichen Archivbelegs gemeint].


Editorische Anmerkung:
In den Jahren 1926 und 1927 wurden von Viktor Schirmunski und Alfred Ström insgesamt drei inhaltlich sehr ähnliche Textvarianten dieses Liedes aufgezeichnet. Neben der oben edierten Fassung gibt es noch zwei Textaufzeichnungen Viktor Schirmunskis aus dem Sommer 1926. Beides sind Abschriften aus handschriftlichen Liederheften: aus der Kolonie Rybalsk bei Jekaterinoslaw (Ukraine), Gewährsperson Helene Faber (DVA: DVL – M 8, Nr. 1), sowie aus der Kolonie Hoffnungstal, Kreis Odessa (Ukraine), Gewährsperson J. Fischer (DVA: DVL – M 8, Nr. 2). Diese beiden Fassungen hat Schirmunski in seinem Aufsatz über "[d]as kolonistische Lied in Rußland" (in: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 37/38 (1927/28), S. 182-215) dokumentiert (S. 201). Die Aufzeichnung Ströms entstand erst nach der Publikation dieses Artikels.
In folgenden Punkten weichen diese Versionen voneinander ab:

M 8, Nr. 1
Der Liedtext trägt die Überschrift "Ein Kriegslied vom Jahr 1926."
Diese Aufzeichnung hat nur 7 Strophen. Auslassungszeichen markieren, dass zwei Strophen im Liedtext fehlen.
In dieser Fassung korrespondiert die 7. Strophe mit der 9. Strophe des oben edierten Beleges. Die ersten beiden Verse dieser Strophe lauten hier jedoch:
"Es schreit das Volk mit lauter Stimm
Zu Gott, dem lieben Herren hin."
Strophen 3 und 7 der Version Nr. 3 fehlen hier.

M 8, Nr. 2
Der vierte Vers der 1. Strophe trägt ein Wiederholungszeichen.
Der 4. Vers von Strophe 2 lautet hier, anders als in Nr. 1 und Nr. 3:
"Gott weiss, wer wird euer Vater sein!"
Der Text von Strophe 8 weicht teilweise ab von Nr. 3. Er lautet hier:
"Ach, lieber Gott, ich bitte dich,
Behüte und bewahre mich,
Jetzt gehn wir's auf den Flendenx stich (?)
Behüte mich vor Aergernis."
Dort außerdem folgende handschriftliche Fußnote: "x Flintenstich".
Die Strophe 9 dieser Fassung findet sich weder in Nr. 3 noch in Nr. 1:
"Ach, lieber Gott, du siehst es gut,
Wieviel schon ist vergossen Blut,
Wohl um des Deutschen Kaisers Macht
Ein mancher Soldat, schon umgebracht."
Die Strophe 9 der oben edierten Fassung Nr. 3 fehlt wiederum in dieser Version, in der außerdem nicht von den Familienangehörigen, sondern vom "lieben Freund" Abschied genommen wird.

Im Übrigen ist die Reihenfolge der Strophen in den drei Fassungen ab der 3. Strophe unterschiedlich.
last modified 17.02.2016 02:10
 

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