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Liederlexikon

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s ist wieder März geworden


Das im März 1849 von August Freiherr von Seckendorff verfasste Gedicht "'s ist wieder März geworden" thematisiert, poetisch verschlüsselt, das Scheitern der Revolution von 1848 und die Wiederkehr der alten, reaktionären Mächte. Gleichzeitig wird der Hoffnung auf eine künftige demokratische Neuordnung Deutschlands Ausdruck verliehen. Die Tradierung erfolgte in großen zeitlichen Sprüngen. Ende des 19. Jahrhunderts erschien "'s ist wieder März geworden" in zwei Anthologien mit Freiheitsliedern. Von der Folkgruppe "Zupfgeigenhansel" wiederentdeckt, erfuhr das Lied ab Ende der 1970er Jahre eine gewisse Rezeption auf Tonträgern und in Gebrauchsliederbüchern.

I. Das Gedicht "'s ist wieder März geworden" wurde im April 1849 in der in München erscheinenden literarischen Wochenzeitschrift "Leuchtkugeln" veröffentlicht (Edition A), einem Blatt stark linker Tendenz. Republikanisch gesinnt war auch der Verfasser des Gedichtes, der in den "Leuchtkugeln" mit "August Dorff" angegeben wurde, ein Autorpseudonym, unter dem der bereits im September 1849 jung verstorbene August Freiherr von Seckendorff schriftstellerisch hervortrat.

II. Das Gedicht "'s ist wieder März geworden" zieht, ein Jahr nach Ausbruch der Revolution von 1848, ein bitteres Fazit der Entwicklungen. Der erhoffte politische "Frühling" mit "Freiheitssonnenschein" sei ausgeblieben, stattdessen zeigten sich überall wieder die alten Machtstrukturen. Seckendorff stellt die gesellschaftlichen Akteure dabei bildhaft als Blumen dar, was beim Thema Frühling naheliegt, wohl wesentlich aber durch den Namen Robert Blum angeregt worden ist. Blum, der als Abgeordneter dem republikanischen Flügel der Frankfurter Nationalversammlung angehört hatte, war nach der Niederschlagung des Wiener Oktoberaufstands am 9. November 1848 standrechtlich erschossen und danach zur revolutionären Symbolfigur erkoren worden. Auf den Tod Blums Bezug nahm auch die Illustration, die dem Gedicht bei der Erstveröffentlichung vorangestellt war (Abb. 1). Am Ende seines lyrischen Zeitkommentars zeigt Seckendorff sich zuversichtlich, dass eines Tages "doch noch aus den Keimen" ein "edles Blumenthum" erblühe und den "eckeln Scabiosen" (Krätzblumen) ein Ende bereitet werde.

III. Belege für eine unmittelbare oder zeitnahe Rezeption von "'s ist wieder März geworden" konnten bislang nicht gefunden werden. Erst knapp ein halbes Jahrhundert nach seiner Erstveröffentlichung wurde der Text im "Demokratischen Liederbuch zum Gebrauch der Volksvereine" (hrsg. "von einer Kommission des Demokratischen Vereins in München" 1895, 2. Auflage 1898; Edition B) sowie in der Sammlung "Freiheitsklänge" (München 1896) erneut publiziert, in beiden Fällen jedoch ohne eine Quellen- oder Autorangabe und unter Fortfall der ursprünglichen Schlussstrophen mit ihrer optimistischen Erwartung künftiger revolutionärer Veränderungen. Anders als in den "Leuchtkugeln" ist "'s ist wieder März geworden" in diesen Publikationen aus dem sozialdemokratischen Umfeld nun aber mit einer Melodieangabe versehen ("Wir hatten gebauet" bzw. "Ich hab mich ergeben"). Es ist denkbar, dass sich auch Seckendorff schon "'s ist wieder März geworden" auf die Weise dieser beiden vormärzlichen Lieder gesungen dachte, die als Reaktion auf die Karlsbader Beschlüsse, das Verbot der Urburschenschaft und die beginnende Demagogenverfolgung 1819 bzw. 1820 entstanden waren.

IV. Mit Aufnahme in die erwähnten Publikationen Mitte der 1890er Jahre brach die Tradierung von "'s ist wieder März geworden" bereits wieder ab. Das Lied (bzw. Gedicht) ist in keiner einschlägigen Sammlung der Folgezeit enthalten. Neu entdeckt wurde es schließlich durch das Folkduo "Zupfgeigenhansel", die es für ihre Platte "Volkslieder III: Im Krug zum grünen Kranze" (1978) einspielten und in ihr im gleichen Jahr erschienenes Liederbuch "Es wollt ein Bauer früh aufstehn…" aufnahmen (Edition C). Seither wurde "'s ist wieder März geworden " verschiedentlich auf Tonträgern (z. B. Freiburger Spielleyt 1997) und in Gebrauchsliederbüchern veröffentlicht, doch ist die Zahl der Rezeptionsbelege insgesamt gesehen nur klein.

TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(Mai 2011)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: —
  • Gedruckte Quellen: selten in Gebrauchsliederbüchern
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: selten auf Tonträgern (s. Diskographie)
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Tobias Widmaier: 's ist wieder März geworden (2011). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/s_ist_wieder_maerz_geworden/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 19.11.2012 11:48
 

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